Donnerstag, 10. Oktober 2013

Auf gute Nachbarschaft oder wie man Vattenfall Texte richtig übersetzt

Heute bekamen wir einen Hinweis auf diesen Beitrag von Vattenfall zum neuen geplanten Vattenfall Heizkraftwerk in Wedel mit der Frage, wie man denn als Anwohner diesen Text zu verstehen habe. Wegen des Volksentscheids und so, der da ja gar nicht erwähnt wird. Und auch wegen der ganzen Genehmigungsauflagen und der Widersprüche und dem Bürgerbegehren und und und ... 

Und da vielleicht noch andere Menschen sich fragen, was ihnen Vattenfall mit der oben genannten Webseite sagen möchte, haben wir den Beitrag vom 09.10. von "Dichtung" in "Wahrheit" übersetzt:


Auf gute Nachbarschaft -
zurückhaltend im Informieren und irreführend im Dialog


Falschinformationen streuen ist eines unserer Ziele mit dieser Internetseite. Das gilt für alle Besucher dieser Seite, wo auch immer sie herkommen.

Für die Bürgerinnen und Bürger von Wedel möchten wir noch ein klein wenig mehr bieten. Denn gegenüber unseren Nachbarn sind wir von Vattenfall gerne noch etwas verschlossener, indirekter. Ihre Meinungen, Ihre Sorgen, Ihre Fragen gehen uns am Allerwertesten vorbei. Deshalb möchten wir Sie hier auch gar nicht erst mit Wahrheiten oder Fakten informieren.

Denn wollen Sie wirklich wissen, wie es aussehen würde, wenn wir Ihnen mal die Wahrheit sagen?
Wirklich? Sie wollen? Ok, Sie haben es so gewollt.

Hier kommt sie also, die wahre Nachbarschaftsmeldung vom 9.10.2013

Vattenfall hat eine erste Genehmigung zum Bau des Innovationskraftwerks in Wedel erhalten, die mit einigen Auflagen (Rückbau KoKW, Genehmigung Gasleitung, etc) verbunden ist, die uns gar nicht gefallen. Aber, hey. Egal. Wir bei Vattenfall reden nicht gerne darüber, daß wir das ziemlich kleine Steinkohlekraftwerk Wedel aus den 60er Jahren durch das ziemlich große Gaskraftwerk plus das sehr große KoKW in Moorburg ersetzen. Denn es soll möglichst keiner merken, daß wir von Vattenfall in Zeiten der Energiewende in Zukunft rund um Hamburg noch viel viel mehr fossilen Strom und fossile Fernwärme erzeugen wollen als jetzt bereits. Um es offen zu sagen: Energiewende und Klimaschutz sind uns nämlich egal. Übrigens: Das neue Gakraftwerk ist nur unwesentlich kleiner und wird wegen der Lüfter die meiste Zeit des Jahres lauter arbeiten als das bestehende Heizkraftwerk. Die bebaute Fläche wird sogar deutlich größer sein. Die maximale Wärmeleistung des Innovationskraftwerks wird bei 400 Megawatt, die maximale elektrische Leistung bei 300 Megawatt liegen und damit sogar noch über der des jetzigen KoKW liegen. Downsizing? Nicht mit Vattenfall. Wo andere Fahrrad fahren, setzen wir Busse ein. Think big! Bestandteil des Kraftwerks ist auch ein Speichersystem, das ein völlig alter Hut ist: man hält einen Heizstab in kaltes Wasser und macht es warm. Das können Sie zuhause mit Ihrem Wasserkocher schon lange, und auch wir bald in Wedel. Echt innovativ. Kostet zwar eine Menge Strom, so ein Heizstab, aber das ist doch für uns kein Problem: Zum Erhitzen können wir den ganzen Stromüberschuss aus dem KoKW Moorburg nehmen, mit dem wir eh nicht wissen, wohin damit. Und wissen Sie was? Während wir in Moorburg Unmengen CO2 produzieren und mit diesem dreckigen Strom dann in Wedel das Wasser erhitzen, verkaufen wir den Politikern das als "innovativ und klimaschonend". Irre, oder? Ok, unter uns: das bringt die Energiewende nicht voran, aber den Klimawandel! Hauptsache, es geht voran! Und bringt uns bei Vattenfall noch `nen paar Euros. Ach ja: Die gasbetriebene Anlage wird wie üblich auch diese olle KoKW Kraft-Wärme-Kopplung nutzen und einen Gesamtwirkungsgrad von rund 90 Prozent erreichen. Also, hochgerechnet und nur theoretisch natürlich, bei optimalen Bedingungen und im oberen Volllastbereich. Wegen dieses blöden Windstroms aus SH werden wir diesen Lastbereich in der Praxis dann zwar nicht erreichen, aber dafür können wir doch nichts! Wir können halt nur GROSS! Die CO2-Emissionen werden um mindestens 40 Prozent reduziert ... ähem, naja, also natürlich auch nur in der Theorie und im Vergleich zu einem KoKW in vergleichbarer Größe und wenn man die ganzen CO2 Emissionen ignoriert, die bei der Förderung und beim Transport der benötigten Gasmengen aus Rußland bisher hierher anfallen. Kleine dezentrale BHKW kombiniert mit Anlagen unter Nutzung regenerativer Ressourcen würden dagegen auch in der Wirklichkeit CO2 einsparen, aber wie heißt es so schön: ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muß. Haha. Ach ja, noch etwas: Nach aktuellen Planungen hängen wir schon vor dem ersten Spatenstich bereits 1 Jahr hinter unserem Zeitplan hinterher. Denn anderes als bisher kommuniziert wird das Innovationskraftwerk nicht 2016/17, sondern erst zur Heizperiode 2017/2018 den kommerziellen Betrieb aufnehmen. Also ... natürlich auch nur, wenn man uns läßt und diesen für uns echt blöd gelaufenen Volksentscheid und auch das lästige Bürgerbegehren in Wedel ignoriert.

Dazu Hauke Wagner, Vattenfall Manager für das fossile Energiekonzept Hamburg:
“Vattenfall treibt die Planungen für das zusätzliche fossile Großkraftwerk weiter voran Der für uns verlorene Volksentscheid in Hamburg interessiert mich nicht. Denn wir bei Vattenfall wußten und wissen es eh besser als das dumme Volk. Dieses undankbare Gesocks kann glücklich sein, daß wir überhaupt noch Fernwärme nach Hamburg liefern! Gegen eine saftige Preiserhöhung natürlich, denn unserem Herzen liegt unsere Bilanz immer noch am nächsten. In dem Sinne sage ich: auf gute Nachbarschaft!"

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